Die Volksspielgemeinschaft Brake

Die Volksspielgemeinschaft Brake

Die Volksspielgemeinschaft Brake - Szenenbild

Von den vielen Vereinen, die es ehemals in Brake gegeben hat, sind heute die meisten aufgelöst worden und in Vergessenheit geraten. Zu diesen zählt auch ein Verein von Laienspielern, der sich Volksspielgemeinschaft Brake" nannte und bis in die sechziger Jahre hinein existiert hat. Die Gründung dieser Theatergruppe geht auf die Zeit nach dem ersten Weltkrieg zurück. Aus den verschiedenen Arbeitervereinen der damaligen Zeit fanden sich zunächst einige Interessenten für eine gemeinsame Kulturarbeit zusammen; und schon bald wurden im Saal des Krullkruges unter der Spielleitung von Willi Koch in regelmäßigen Abständen größere und kleinere Theaterstücke aufgeführt. Angespornt durch den großen Anklang beim Braker Publikum, gab es bisweilen auch schon Gastspiele in Voßheide, Dörentrup und Hillentrup. Zusammen mit dem Gesangverein "Einigkeit" wurden nun auch Singspiele einstudiert, wobei der größte Erfolg mit der Operette "Frühling der Liebe" erzielt wurde.

Der erste große Einschnitt in der Chronik der Volksspielgemeinschaft erfolgte 1933 mit dem Beginn des Dritten Reiches: Vereine wurden verboten, Verbände wurden gleichgeschaltet und die Spielgemeinschaft hatte keine Spielmöglichkeit mehr. Erst nach einer einjährigen Pause ergab sich eine neue Chance für die Theatergruppe. Für den Verein "Spiel und Sport" sollte eine Theateraufführung arrangiert werden, und so machte man sich daran, ein eigenes Singspiel mit Volksliedern und einer gemütvollen Handlung zusammenzustellen. Der Erfolg bei der Erstaufführung im Krullkrug war überwältigend, so daß noch siebzehn weitere Vorstellungen in verschiedenen lippischen Orten folgten. Die Volksspielgemeinschaft hatte einen neuen Anfang gefunden.

Ein weiterer Höhepunkt wurde im Jahre 1935 erreicht. Im Rahmen eines Sommerfestes wurde am Nordhang des Biesterberges in einer großen Freilichtveranstaltung Schillers "Wilhelm Tell" aufgeführt. Doch zuvor kam es bei den Vorbereitungen noch zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten. Als nach wochenlanger Arbeit schließlich die Generalprobe ins Haus stand, tauchten plötzlich der stellvertretende Ortsgruppenleiter der NSDAP und einige SA-Leute auf dem Festplatz auf und erklärten, daß die Veranstaltung verboten sei. Sofort machten sich zwei Vorstandsmitglieder zum Kreisleiter nach Wüsten auf, der die Veranstaltung dennoch genehmigte. Gegen etwaige Störer wurde zusätzlich noch polizeilicher Schutz angeordnet, und so konnte die Aufführung ohne Zwischenfälle über die Bühne gehen.

Im Jahre 1940 kam es schließlich zum vorläufigen Ende der Spielgemeinschaft. Der zweite Weltkrieg war ausgebrochen und die Mitglieder der Theatergruppe wurden zum Wehrdienst eingezogen. Zu einem Neubeginn kam es drei Jahre nach Ende des Krieges. In Eigenarbeit errichteten alte und neue Laienspieler auf dem Gelände der Braker Badeanstalt eine Freilichtbühne, auf der nun Theaterstücke wie "Der Waffenschmied" von Lortzing und Hebbels romantisches Schauspiel "Genovefa" aufgeführt wurden. Doch trotz aller Erfolge gab es immer neue Schwierigkeiten für die Spielgemeinschaft. Vor allem fehlte es an einer festen Bühne in einem geeigneten Saal. Hinzu kam, daß auch der alte Idealismus, mit dem einst alles begonnen hatte, immer mehr erlahmte, so daß es schließlich zur Auflösung der Braker Volksspielgemeinschaft kam.