Die Geschichte der Braker Kirche

Die Ursprünge

Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Braker Kirche eng mit der Entstehung der Stadt Lemgo verknüpft. Die Urschachen ihrer Entstehung sind in der Geschichte des Dorfes Brake eingehend erläutert.

Um Anfänge der Kirche in Brake historisch einordnen zu können, ist es entscheidend, sich über ihren ursprünglichen Besitz Klarheit zu verschaffen. Daraus lassen sich auf ihre Bedeutung und auch auf ihrer weitere Entwicklung Rückschlüsse ziehen.

Der Besitz der Kirche

Über den Grundbesitz der Kirche in der Zeit um 1200 gibt uns keine keine Urkunde Nachricht. Aus den Mitteilungen aus späterer Zeit lassen sich jedoch Rückschlüsse über den ursprünglichen Besitz ziehen. Betrachten wir uns hierzu zunächst das älteste komplette Verzeichnis der Kircheneinkünfte aus dem Jahr 1574. Im Einzelnen hatte die Kirche demnach einzunehmen:

  1. Aus Brake
    1. Vom Haus des Cord Fischer: 8 Mark
    2. Vom Hof Schafmeister Wiembecker Strasse 12: 2 Mark
    3. Vom Hof Schäfer Wiembecker Strasse 14: 2 Mark
    4. Vom Hof Vothknecht Wiembecker Strasse 18: 2 Mark
    5. Vom Hof Mentze Braker Mitte 10: 4 Müter
    6. Vom Hof Koch Niedernhof 7: 4 Schillinge
    7. Vom Wehmeier aus gepachtetem Land: 1 Scheffel Hafer
  2. Aus Wiembeck
    1. Aus dem Hof Hilkemeier: 9 Scheffel Roggen, 9 Scheffel Gerste, 30 Scheffel Hafer
    2. Von Hof Dierking: 4 Schlling
    3. Vom Hof Dieckmeier: 1 Schilling
    4. Vom Hof Bergmeier: 1 Schilling
  3. Vom Maßbruch
    1. Aus dem Hof Schafmeister: 2 Scheffel Roggen, 4 Scheffel Hafer
  4. Vom Spork bei Hillentrup
    1. Vom Hof Brede aus der Pacht von 2 Stücken Landes: 6 Scheffel Hafer
  5. Aus Lemgo
    1. Von Hans Rosengarten Pacht aus einem Kamp: ½ Taler
    2. Von Hans Rosengarten Pacht aus Land an der Walkenmühle: 2 Scheffel Gerste
    3. Von Johan Knige Pacht aus einem Garten an der Pagenhelle: ½ Taler
  6. Aus Hasebeck
    1. Aus dem Hof Engelke: 1 Mark
    2. Aus dem Hof Niederwinter: 6 Mark
    3. Aus dem Hof Fuhlhage: 2 Mark
    4. Aus dem Hof Stölting: 8 Schillinge
    5. Aus dem Hof Schöning: 6 Schillinge
    6. Aus dem Hof Oberwinter Pacht aus Land auf dem Spork bei Hillentrup: 5 Taler

Rechnet man die Abgaben der einzelnen Dörfer zusammen, so ergibt sich bei einer Gesamtabgabenhöhe von 29 Talern das folgende Bild:

Deutlich ist zu erkennen, daß der weitaus größte Anteil der Abgaben mit mehr als der Hälfte aus Wiembeck kam. Es folgt Hasebeck mit einem Fünftel, während Maßbruch, Lemgo, Spork und Brake zusammen nicht einmal ein Viertel ausmachten.

Außerdem wird in dem Verzeichnis wird bemerkt, daß folgende den sogenannten Weinkauf zu geben hätten:

Der Weinkauf war eine Abgabe, die in regelmäßigen Abständen, in diesem Fall alle 12 Jahre, an den Eigentümer bezahlt werden musste. Treffen wir also in dem Verzeichnis auf den Weinkauf, so ist dies ein eindeutigen Zeichen dafür, daß der Empfänger der Abgabe der Eigentümer des Grundstückes bzw. des Hofes ist.

Ziel soll es nun sein, aus diesen Abgaben den ursprünglichen Umfang des kirchlichen Eigentums abzuleiten, um die Ausstattung der Kirche bei ihrer Gründung bestimmen zu können. Fangen wir dazu bei dem größten Anteil in Wiembeck an.

An erster Stelle in Wiembeck steht der Hof Hilkemeier (B1). Er war Eigentum der Kirche und hatte eine große Menge an Kornabgaben zu leisten. Doch gerade von diesem Hof wissen wir, daß er erst im Jahr 1513 in den Besitz der Kirche gelangte. In jenem Jahr erwarb die Kirche den Hof des Hans Oldeke und nannte fortan den neuen Pächter den "hilligen (heiligen) Meier". Aus dieser Bezeichnung entwickelte sich im Laufe der Zeit der Hofname Hilkemeier. Dieser Hof gehört demnach nicht zum Urbestand des kirchlichen Besitzes. Es bleiben die Höfe Dierking (B2), Diekmeier (B3) und Bergmeier (B4). Alle drei zählen zu den kleineren Höfen des Ortes und auch ihrer Abgaben sind äußerst gering. Zudem gehören sie wohl nicht zum Urbestand des Ortes Wiembeck. Worauf die Abgaben zurückzuführen sind, läßt sich nicht mehr ermitteln. Daß die aus altem Grundbesitz der Kirche stammen, laßt sich nicht ausschließen.

Sehen wir uns nun den Ort Hasebeck an. Hier ist der Hof Oberwinter (F6) mit 5 Talern der Hof mit der weitaus größten Abgabenhöhe. Die 5 Taler resultieren aus der Landpacht einer Hufe in Hillentrup/Spork. Diese Hufe wurde der Kirche Brake im Jahr 1458 vom Lemgoer Pfarrer Arnold Hodenhusen geschenkt. In der Schenkungsurkunde ist sogar von zwei Höfen die Rede, von denen der eine der sogenannte Hornhof und der andere dessen Nachbarhof war. Dieser Hornhof ging später ein und das Land wurde von Oberwinter in Hasebeck gepachtet. Die Hufe trug fortan die Bezeichnung "Nikolaihufe". Der andere Hof lag östlich des Hornhofes und es kann sich damit nur um den Hof Brede (Spork Nr.7) handeln. Er hatte eine jährliche Abgabe von 6 Scheffel Hafer an die Braker Kirche zu entrichten (D1). Es bleiben die Höfe Engelke (F1), Niederwinter (F2), Fuhlhage (F3), Stölting (F4) und Schöning (F5), wobei Stölting und Schöning ursprünglich einen Hof bildeten. Die Abgaben aus diesen Höfen sind im Verzeichnis von 1574 sehr unterschiedlich. Doch läßt aus späteren Verzeichnissen schließen, daß sie alle eine Abgabe von 2 Mark (später 4 Mgr und 6 Pfennig) zu leisten hatten. Diese Abgabenhöhe ist nun sehr bemerkenswert. Wir finden sie wieder in Brake bei den Höfen Schafmeister (A2), Schäfer (A3) und Vothknecht (A4). Von diesen Braker Höfen wissen wir nun, daß sie um das Jahr 1560 auf kirchlichem Grundbesitz errichtet wurden und als Zeichen der Eigenbehörigkeit den Weinkauf zu entrichten hatten. Die Abgabe von 2 Mark entrichteten sie aus ihren Hofräumen, nicht aus den Ländereien. Wenn wir nun eine gleich hohe Abgabe bei den Hasebecker Höfen finden, kann dies unter Umständen darauf hindeuten, daß sie Eigentum der Braker Kirche waren, selbst wenn der Weinkauf nicht ausdrücklich erwähnt wird. Zeitlich fällt die Gründung Hasebecks in etwa mit der der Braker Kirche zusammen.

Eine weitere Einnahmequelle war der Hof Schafmeister im Maßbruch (C1). Von ihm wird im Verzeichnis bemerkt: "synn Hoff kumpt der Kirchen halff tho", die Kirche war also Eigentümer des halben Hofes. Die andere Hälfte gehörte der Landesherrschaft. Da das Maßbruch erst gegen Ende des 13. Jahrhundert gegründet worden ist, kann jedenfalls auch dieser Hof nicht zum kirchlichen Urbestand gehört haben. Wie die Kirche in den Besitz des Hofes gekommen ist, lässt sich nicht sagen.

Von Lemgoer Bürgern erhielt die Kirche Einkünfte aus Land an der Walkenmühle und an der Pagenhelle (E1, E2, E3). Diese Ländereien unterlagen dem Weinkauf, so daß die Kirche als Eigentümer feststeht. Doch woher kam das Land? Auch in diesem Fall war es der Pfarrer Arnold Hodenhusen, der die Kirche mit umfangreichen Schenkungen bedachte. 1448 übereignete er der Kirche 35 Stücke Land im Westerfeld vor Lemgo an der Ilse und 25 Stück im Osterfeld zwischen der Pagenhelle und dem Biberg. Ein Großteil der Einkünfte erhielt später der Braker Pfarrer und es besteht kein Zweifel, daß die genannten Pachten aus den Ländereien dieser Schenkung stammen.

So bleiben zum Schluß nur die Einkünfte aus Brake, wobei wir uns drei der Höfe bereits angesehen haben. Die Einkünfte aus dem Haus des Cord Fischer (A1) tauchen in späteren Registern nicht mehr auf. Es ist nicht einmal ganz klar, welcher Hof eigentlich gemeint war. Vermutlich handelte es sich nur um Zins aus geliehenem Geld. Die Abgaben der Höfe Menze (A5) und Koch (A6) resultieren aus kleinen Parzellen Landes auf dem Niedernhof, die zu den Grundstücken dazugepachtet waren und offenbar in kirchlichen Besitz waren. Da es sich hierbei nur um wenige Quadratmeter handelte, brauchen sie nicht näher betrachtet zu werden. Schließlich bleibt noch ein Scheffel Hafer aus gepachtetem Land des Wehmeiers übrig (A7). Es handelte sich dabei um den Pulsiekskamp östlich von Brake, der aber erst im 14. Jahrhundert urbar gemacht wurde.

Fassen wir die bisherigen Ergebisse zusammen, so ergibt sich folgene Tabelle:

  1. Aus Brake
    1. Vom Haus des Cord Fischer: Zinsabgabe (?)
    2. Vom Hof Schafmeister Wiembecker Strasse 12: evt. Urbestand, vor 1560 Gartenland
    3. Vom Hof Schäfer Wiembecker Strasse 14: evt. Urbestand, vor 1560 Gartenland
    4. Vom Hof Vothknecht Wiembecker Strasse 18: evt. Urbestand, vor 1560 Gartenland
    5. Vom Hof Mentze Braker Mitte 10: geringe Abgabe
    6. Vom Hof Koch Niedernhof 7: geringe Abgabe
    7. Vom Wehmeier aus gepachtetem Land: erworben im 14. Jhd. (?)
  2. Aus Wiembeck
    1. Aus dem Hof Hilkemeier: erworben 1513
    2. Von Hof Dierking: evtl. Urbestand, geringe Abgabe
    3. Vom Hof Dieckmeier: evtl. Urbestand, geringe Abgabe
    4. Vom Hof Bergmeier: evtl. Urbestand, geringe Abgabe
  3. Vom Maßbruch
    1. Aus dem Hof Schafmeister: erworben im 13. Jhd.
  4. Vom Spork bei Hillentrup
    1. Vom Hof Brede aus der Pacht von 2 Stücken Landes: erworben 1458
  5. Aus Lemgo
    1. Von Hans Rosengarten Pacht aus einem Kamp: erworben 1448
    2. Von Hans Rosengarten Pacht aus Land an der Walkenmühle: erworben 1448
    3. Von Johan Knige Pacht aus einem Garten an der Pagenhelle: erworben 1448
  6. Aus Hasebeck
    1. Aus dem Hof Engelke: evt. Urbestand
    2. Aus dem Hof Niederwinter: evt. Urbestand
    3. Aus dem Hof Fuhlhage: evt. Urbestand
    4. Aus dem Hof Stölting: evt. Urbestand
    5. Aus dem Hof Schöning: evt. Urbestand
    6. Aus dem Hof Oberwinter Pacht aus Land auf dem Spork bei Hillentrup: erworben 1458

Der Besitz der Pfarre

Von den Einkünften der Kirche, die allein zur Unterhaltung der Kirche und er kircheneigenen Gebäude sowie der Grundstücke dienten, müssen wir klar die Einkünfte des Pfarrers abgrenzen. Sie dienten ausschliesslich zu dessen Unterhalt. Hierzu nehmen wir das Lagerbuch der Kirche aus dem Jahr 1668 zu Hilfe. In der Braker Gemarkung besaß der Pfarrer demnach 24 Stücke Land. Wenn wir hier einen Urbestand herausschälen wollen, müssen wir uns dabei auf die Ländereien konzentrieren, die in der ältesten Feldflur liegen. Flurstücke, die in einem Bereich liegen, der zu späteren Zeiten unter den Pflug genommen wurde, nehmen wir also aus der Betrachtung heraus. Damit bleiben noch 16 Stücke übrig. Als nächstes sind die Ackerstücke auszuschließen, die zum Bestand des Oberen und Niedern Hofes gehörten. Nun sind es nur noch 7 Stücke. Schauen wir uns diese 7 Stücke näher an, so liegen 6 davon im Bereich zwischen der Residenzstraße und der Wiembecker Straße und damit in einem Gebiet, das zur ältesten Ackerflur des Dorfes gehört. Das siebte Stück grenzt unmittelbar an den sogenannten Pastorenbusch. Dieser noch bis zur Mitte des 20. Jahrhundert als Kuhweide dienende und zur Bega hin stark abfallende Hang des Holsterberges wurde.

Diese Ackerstücke, die alleinzur Urausstattung der Pfarre gehören können, liegen nun so verstreut in der Feldmark, daß sich beim besten Willen micht entscheiden lässt, ob sie wirklich aus den Anfängen der Pfarre stammen oder erst in späterer Zeit erworben bzw. geschenkt wurden. Zudem ließ sich mit so wenigen Ländereien keinesfalls eine Pfarrstelle unterhalten.

(wird fortgesetzt)