Der Ort Wiembeck kann auf eine etwa 800 Jahre lange Geschichte zurückblicken. Um das Jahr 1200 wurde das Dorf durch den Edelherrn Bernhard II, der um diese Zeit in dem Gebiet Lemgo/Brake großen Einfluß gewann, planmäßig angelegt.
Die älteste urkundliche Erwähnung Wiembecks stammt aus dem Jahre 1319. Der Lippische Edelherr
Simon I überschrieb eine Rente (regelmäßige Zahlung) von 10 Mark an den Edelvogt Wedekind vom Berge
aus seinem "Amt Wiembeck" (officium Wigenbeke).
Diese Bezeichnung ist einigermaßen rätselhaft. Officium bezeichnet einen Verwaltungsbezirk.
Das Land Lippe gliederte sich in mehrere solcher Ämter, deren Einteilung im 13. Jahrhundert
mit des Ausbildung des Lippischen Territoriums begann und im Wesentlichen zu Anfang des 15. Jahrhunderts
abgeschlossen war.
In älterer Zeit wurde der Begriff "Officium" auch für die sogenannten Villikationen verwendt.
Das Villikationssytem wurde insbesondere von den Klöstern betrieben. Die
klösterlichen Besitzungen bestanden aus oftmals weit verstreuten Höfen. Mehrere dieser Höfe
wurden zu Verwaltungseinheiten (eben den Villikationen) zusammengefasst und die Abgaben auf dem Haupthof einer solchen
Villikation gesammelt, um dann von dort an das Kloster weitergeleitet zu werden.
Das Villikationssytem befand sich bereits im 12. Jahrhundert im Niedergang und wurde mehr und
mehr aufgelöst.
Ungewöhnlich an der Bezeichnung Officium Wigenbeke ist nun, daß wir mit Wiembeck weder eine alte Villikation noch ein lippisches Verwaltungsamt vor uns haben, so daß der Grund für diese Benennung zunächst unklar bleiben muß. Eine Erklärung findet sich vielleicht in der besonderen Art der Siedlungsfom Wiembecks, dem Hagendorf - auch wenn sich die Gleichsetzung von "Hagen" und "Amt" ansonsten in keinem andern Ort nachweisen lässt. Was aber ist ein Hagendorf?
Wiembeck besaß, wie eine Reihe anderer in jener Zeit gegründeten Orte, einen besonderen Rechtsstatus, das sogenannte Hagenrecht. Die hiermit verbundene rechtliche Sonderstellung drückte sich u.a. dadurch aus daß es einen ortseigenen Hagenrichter oder Hagemeister gab, der über die Einhaltung der Hagenverfassung zu walten hatte. Der Hof des Wiembecker Hagemeisters war ursprünglich der heutige Meyer-Hof an der Meinberger Straße (Kolonats-Nr.2).
Daneben zählen zu den ältesten Stätten des Dorfes die Höfe Lindemann, Wiemann und Kesting im Funkenbruch,
Diekmeier, Brinkmann und Heidemann am Horstweg, König an der Wiembecker Straße und Brüggemeier an der
Meinberger Straße. Ein weiterer, heute verschwundener Hof, lag gegenüber dem ehemaligen Kinderheim an
der Stelle der Fischteiche. Es war der Hof Tötmann, der im 19. Jahrhundert mit dem Hof Lindemann
zusammengelegt wurde. Das Haupthaus ist heute noch in Resten vorhanden.
Zum Teil lassen sich diese Höfe bereits in einem
Verzeichnis aus dem Jahre 1385 nachweisen.
Kol.-Nr. | 1385 | 1386 | 1467 | 1488 | 1497 | 1507 | 1562 | 1590 | 1618 |
2 | ? | Henke Eykinch (?) | Rodewolt | Rodewolt | Rowolt | Rodewolt | de Hagemeister | Hagemeister | Hagemeister |
4 | Gheldehus in der Wygembeke | Gheldehus | Geldehuß | Geldehusz | Gheldehuss | Geldehus | Hermen Geldehuiß | Gehlhuß | Gelhaus |
5 | de Toytemannsche | Hencke tom Toyte | <twe> Toitmans | Herman Toytman | Herman Toytman | Hans Toytman | Reneke Toethmann | Toidtman | Toitman |
9 | Hermann Averberch | Herman Averberch | Tolle | Tolle Auerberch | Herman | Herman Ouerberg | Berch Arnndt | Borandt | Berchmeyer |
10 | Brüggemann | ? | de Bruggehencken | ? | Brugwineke | Brugherman | Brug Johann | Brugmeier | Brugmeyer |
11 | Henneke Dyderkinch in der Wygembeke | Henne Dyderkes | Diderichenne | Tolle Diderking | Tolle Dyderkinck | Tolle Direking | Johann Diderkinck | Dircking | Dirkingh |
12 | ? | ? | Herman Aldekin | Herman Ouldeken | Hans Oldeken | Hilkenhans (Hans Oldeken) | Hillekenhannß | Hilkemeiger | Hilckemeyer |
13 | ? | Herm toem Hale | Cort tom Holle | Cort tom Holle | Cort tom Holle | Cort tom Holle | de Grothe Hannß | Groite Gerdt | Gödeke Grothe |
14 | Henke to dem Dyke | Henke to dem Dyke | Borchart tom Dyke | Hans tom Dike | ? | Dyckhans | Dickhoiff | Dikmeiger | Deichmeyer |
Die Höfe Nr.12 und Nr.13 bildeten wahrscheinlich ursprünglich einen Hof. Dieser ist dann wohl um das Jahr 1400 aufgeteilt worden. Der Name des Hofbesitzers von Nr.12 "Herman Aldekin" bzw. "Herman Oldken" legt die Vermutung nahe, daß es sich um den Leibzuchtshof des Hofes "Herm toem Hale" handelte. Schnell entwickelte sich daraus dann ein eigenes Kolonat. Der Hofname tom Hale oder tom Holle (= "zum Loche") bezieht sich offensichtlich auf die Lage des Hofes, der tatsächlich in einem ausgeprägten Tal liegt.
Wiembeck scheint, wie übrigens auch der Ort Hasebeck, bereits vor seinen Anfängen an dem Kirchspiel Brake zugeordnet gewesen zu sein Doch während Hasebeck in jüngster Zeit der Gemeinde Voßheide zugeordnet worden ist, hat sich die Zugehörigkeit Wiembecks zu Brake bis auf den heutigen Tag erhalten. So hatten noch im vorigen Jahrhundert die Wiembecker, Hasebecker und Braker Einwohner jeweils zu Ostern, zu Pfingsten und zu Weihnachten sowohl den Küster als auch den Pfarrer mit Naturalien zu versorgen. Die Einnahmen, die zur Unterhaltung der kirchlichen Gebäude bestimmt waren, wurden in einen gesonderten Verzeichnis aufgeführt. Sie setzten sich im wesentlichen aus Abgaben aus kirchlichen Grundstücken und Höfen zusammen. Hierbei ist bemerkenswert, daß über die Hälfte dieser Einkünfte aus Wiembeck bestritten wurde und dort fast ausschließlich aus einem einzigen Hof, dem Hof Hilkemeier in Oberwiembeck. Im Jahre 1513 hatte die Braker Kirche den Hof des Hans Oldeke käuflich erworben und daraufhin festgelegt, daß von dem Pächter jährlich drei Malter Korn an die Kirche abzugeben seien. Das Korn wurde auf dem Markt verkauft und brachte etwa 16½ Thaler ein (zum Vergleich: Das entsprach in etwa dem Jahreslohn eines Tischlergesellen).
Der Bewirtschafter des Hofes wurde fortan, da er auf kirchlichem Eigentum saß, "der hillige (heilige)Meier" genannt, woraus sich bald der Familienname Hilkemeier entwickelte.
Mit der Säkularisation im vorigen Jahrhundert ging der Hof in Privatbesitz über. Heute bewirtschaftet den Hof der Landwirt Wiemann. Das Haupthaus des Hofes aus dem Jahre 1752 ist noch erhalten.
UNSEREN AUSGANG SEGNE GOT UNSERN EINGANG GLEICHERMASSEN
SEGNE UNSER TAGLICH BRODT SEGNE UNSER THUN UND LASSEN
SEGNE UNS MIT SELGEM STERBEN UND MACH UNS ZU HIMMELSERBEN
JOHANN CHRISTOPH HILKENMEIER UND CATHARINA ELISABETH HUMMER
HABEN DIS HAUS BAUEN LASSEN DURCH M.I.E KLUCKHUN
ANNO 1752 DEN 19.MAY
SOLI DEO GLORIA
(ROSE) (STERN)